MP5 Deutschland Teil 1; die Ursprünge

 

  • Der erste Kunde für die junge MP5 war 1966 der deutsche Bundes Grenzschutz (BGS). Die Polizeibehörden der Länder und des deutschen Zolls folgten schnell nach als weitere Abnehmer für die MP5. (Nebenbei, die Schweiz war erster Exportkunde für die MP5.)

 

  • Unter dem Einfluss des in Deutschland ab den 70er Jahren einsetzenden Terrorismus der RAF (Rote Armee Fraktion), begannen die Deutschen Behörden Ihre Bewaffnung in schnellem Tempo mit der Maschinenpistole von Heckler&Koch zu verstärken. 

 

  • Der erste "grosse" Einsatz der GSG 9 mit der HK MP5 war anlässlich der Somalia/Mogadischu Flugzeugentführung, bzw. der entsprechenden Geiselbefreiung am 17. Oktober 1977. Die Aktion hiess „Operation Feuerzauber“.

 

  • Zwar nicht in Deutschland, aber dennoch bemerkenswert: Zweieinhalb Jahre später, im Mai 1980, führten Mitglieder des British Special Air Service (SAS) eine Geiselbefreiung in der iranischen Botschaft in London (Operation Nimrod) durch, auch mit der MP5.

 

  • Und: Die MP5 hatte ihren erstmaligen TV Auftritt 1970 im westdeutschen Fernsehfilm "Das Millionenspiel" (Link siehe weiter unten).

 

 

Die Vorgänger

Vorgänger der MP5 waren in den 50er und 60er Jahren zum Beispiel die Beretta Mod. 38/49 oder ab 1963 auch die Walther Maschinenpistole MPL und MPK.

 

50er und 60er-Jahrte: Erste bei deutschen Polizeikräften aus alten Beständen der Wehrmacht eingeführte Maschinenpistole war die Beretta Mod. 38/49.

 

Ab 1963 im Einsatz der deutschen Polizei: Walther Maschinenpistole MPL und MPK.

Die Walther Maschinenpistolen MPL und MPK  hatten eine Produktionszeit von 1963 bis 1987. Einige deutsche Polizeibehörden hatten die Walther MP bis in die 80er Jahre im Dienst, wechselten dann aber auch zur HK MP5.

 

Deutsche Polizisten, ausgerüstet mit der Walther Maschinenpistole MPL, anlässlich der versuchten Geiselbefreiung

während den Olympischen Spielen 1972 in München.


Einführung der MP5 bei den deutschen Polizeibehörden

Ab 1966 wurde die MP5 bei den deutschen Polizeibehörden im Laufe der 70er und 80er Jahre flächendeckend eingeführt. Geschätzt bis spätestens in den 80er Jahren hat die MP5 in Deutschland alle anderen Maschinenpistolen im Polizeidienst (z.B. Walther MPL/MPK, UZI...) ersetzt und wurde zur Standardbewaffnung der deutschen Sicherheitsbehörden.

 

Ein praktischer Aspekt bei der Einführung der MP5 war, dass viele Polizeibeamte in ihrer Militärdienstzeit am HK G3 ausgebildet wurden. Durch die Ähnlichkeit beider Systeme reduzierte sich der Ausbildungsaufwand beträchtlich und die MP5 wurde für die Beamten schnell zu einer vertrauten Waffe.

Bemerkung: Das HK G3 wurde 1997 bei der Bundeswehr durch das HK G36 abgelöst. 

 

Das Gehäuse der abgebildeten MP5 ist auf der Oberseite flach, also ohne die später zugefügten Montagepunkte. Somit handelt es sich um eine Waffe, welche vor 1973 hergestellt wurde. Das Bild dürfte also grob geschätzt in der Zeit ab 1966 bis Region Mitte der 70er Jahre entstanden sein.

 

Die MP5 in den Händen eines deutschen Zivilbeamten. Auch hier; das Gehäuse der abgebildeten MP5 hat keine Montagepunkte für Zielhilfsmittel. Man erkennt aber den Hülsenabweiser hinter der Auswurfsöffnung, welcher ab 1971 verbaut wurde. Es handelt sich also um eine zwischen 1971 und 1973 produzierte Waffe.

 

 

Top Aufnahme eines Personenschützers des Deutschen Bundeskanzlers Helmut Schmidt (ganz links im Bild). Das Bild stammt von 1977. Die MP5 ist aber von vor 1973. Breite, farbenfrohe Krawatten und breite Revers, Schnauz, Digitaluhr und MP5... Sagenhaft...


Sehr frühes und möglicherweise das erste "offizielle" Instruktionshandbuch (1968) zur MP5:

(Bild anklicken für Vergrösserung)


Zwischenkapitel:

Etwas Geschichte…. Die deutsche Terrorgruppe «RAF» Rote Armee Fraktion hielt ab den 70er Jahren Deutschland über Jahrzehnte in Angst und Schrecken. So seltsam das klingen mag, war die «RAF» wohl auch dafür verantwortlich, dass in Deutschland ab den 70er Jahren sprichwörtlich jedem Kind und jeder Grossmutter die HK MP5 zumindest vom optischen Eindruck her mehr oder weniger bekannt war. Denn 1. verwendete die Gruppe in Ihrem Logo eine MP5 (mit Schiebeschaft und geradem Magazin). Dieses Logo war für mehrere Dekaden omnipräsent in TV und Presse. Und 2. waren in dieser Zeit täglich in den TV-Nachrichten, Printmedien oder auch live, Sicherheitskräfte zu sehen, welche mit der MP5 bewaffnet waren.

 

Zum Logo der RAF: Weshalb der Erfinder dieses Logos die Grafik einer MP5 (die Waffe des Klassenfeindes) und nicht einer AK 47 gewählt hat, ist bis heute unbekannt. Sehr wohl verwendete die RAF auch Waffen von H&K für Ihre Verbrechen, Morde und auch Selbstmorde. Ob die RAF allerdings auch die MP5 verwendet hat, ist mir nicht bekannt.

 

Die ganze Entwicklung rund um den Terror der RAF führte dazu, dass die Polizeibehörden in Deutschland ihre Bewaffnung schnell, in umfangreichem Masse und für jedermann sichtbar, mit der HK MP5 erweiterten. Ohne Zweifel war der Terrorismus in Deutschland ein echter Sales Booster für H&K und für die damals noch junge MP5.

Aufgrund all dieser Umstände findet man sehr viel und recht gutes s/w Bildmaterial zum Thema «MP5 Polizei Deutschland in den 60er… 70er Jahren».

 

 

 

Polizeifotos von zwei RAF-Tatwaffen. Ganz rechts die Pistole HK4, mit der eines der führenden RAF Mitgliedern im Gefängnis Stuttgart Stammheim Selbstmord beging. Die HK4 wurde in Prozessakten versteckt in das Gefängnis geschmuggelt. Damit die Pistole flacher und damit leichter zu verbergen war, hat man die Griffschalen abgenommen.

 

Tatortfoto Entführung Hanns Martin Schleyer, 5. September 1977: MP5 auf dem Kofferraumdeckel eines von den Terroristen überfallenen Mercedes. Meiner Ansicht nach wurde die Waffe von einem Sicherheitsbeamten/Personenschützer geführt und nicht von einem Attentäter. Auch gut erkennbar ist das gerade MP5-Magazin.


Kurzbeschreibung von 1973

Illustriert sind in dieser Kurzbeschreibung MP5, welche 1973 oder vorher gefertigt wurden, also... 1. oben flaches Gehäuse ohne Montagepunkte, 2. konkave Abschlusskappe des Festschaftes, 3. erste Variante des Griffstücks (Griff nach unten geschlossen und Ausformungen der "Dreiecke"), 4. Magazin gerade. 

Das Erscheinungsdatum in dieser Kurzbeschreibung ist verständlich vermerkt mit "Ausgabe Nov. 1973" (siehe Bild 2). Später wurde das Erscheinungsdatum auf den Kurzbeschreibungen codiert angegeben.

Neuere Kurzbeschreibungen (nach 1973) finden Sie hier: MP5 Deutschland Teil 2; die Gegenwart


MP5 mit den Montagepunkten auf dem Gehäuse. Das Bild stammt somit von 1973 oder später. Kurvige Magazine waren übrigens ab 1976 verfügbar. Die geraden Magazine wurden über die Jahrzehnte "aussortiert", sind aber zum Teil bis heute weiter in Verwendung.  Magazine sind kein Indikator für die Datumsbestimmung.

 

 


GSG 9 und MP5; frühe Aufnahmen

Dieses Bild zeigt schön die MP5 der GSG 9, sieht aber ansonsten sehr eigenartig, gestellt und irgendwie unecht aus. War das allenfalls ein filmischer Einsatz mit Schauspielern? Was ist Ihre Meinung?

 

Auf dem Bild links zu erkennen: Magazintasche der MP5. 

Das Bild stammt dem Mercedes Typ W116 zu Folge aus den 70er Jahren.

Zur oben gezeigten Ausrüstung zählt auch ein Nachtsichtgerät Orion 80 von Zeiss, wie man in dem Schwarz/Weissbild rechts unten erkennen kann.

 

Zeiss Orion 80 Nachtsichtgerät. Klicke auf das Bild für eine vergrösserte Darstellung.

 

 

Links im Bild: Ulrich Wegener, (* 22. August 1929; † 28. Dezember 2017). Er war Gründer und erster Kommandeur der GSG 9 / Grenzschutzgruppe 9, der Antiterrorismuseinheit des BGS (Bundesgrenzschutz West Deutschland).

 

MP5 mit Montagepunkte für Visierhilfsmittel, gerade Magazine und HK Magazinkoppler. 

 

Datum der Aufnahme:

MP5 hat die Montagepunkte am Gehäuse. Gibt es seit 1974.

Die Magazine unten im Bild sind gekoppelt mit Scotch Tape. Beim obersten Operator erkennt man aber knapp den HK Magazinkoppler,

welcher nach meiner Beobachtung ab Region 1978 zur Verfügung stand. 

Das Bild dürfte daher nach 1978 entstanden sein.

Weiter zu erkennen: MP5 mit Schiebeschaft und MP5 mit Festschaft im Einsatz. Und: MP5 unten links; Finger am Abzug und Sicherung auf E? 

 

MP5 links im Bild mit "kurvigem" 15 Schuss Magazin. Wobei es auch 15 Schuss Magazine in gerader Ausführung gab.

 

Die MP5 sind zum Teil bestückt mit einer frühen Version des Waffenlichts in Form einer an den Handschutz befestigten Mag Light Taschenlampe. Zur Ausrüstung zählten zahlreiche Magazine mit 15 und 30 Schuss, gekoppelt mit Magazinkoppler. Der in der Bildmitte unten, unterhalb der MP5 erkennbare breite Handschutz war ab 1978 verfügbar. Somit standen offenbar HK Magazinkoppler in der zeitlichen Region von 1978 bereits zur Verfügung. Die  abgebildeten Mercedes Typ W 126 wurden übrigens ab 1979 gefertigt. 

 


Debüt der MP5 am Fernsehen

1970 war der erstmalige TV-Auftritt der MP5 im westdeutschen Fernsehfilm "Das Millionenspiel" mit Dieter Hallervorden und Dieter Thomas Heck

https://www.youtube.com/watch?v=XnASkIvFcCI&t=3153s

 

 

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Finde ein weiteres spannendes Kapitel zur MP5: Inhalt der Webseite